Bernhard Hoetger war Kunsthandwerker, Maler, Architekt und zuvorderst Bildhauer. Sein impressionistisches Frühwerk aus den Pariser Jahren stand unter dem Einfluß Auguste Rodins und Constantin Meuniers. Nachdem er mit Aristide Maillol in Berührung gekommen war, erfolgte ab 1905 eine Hinwendung zum Expressionismus, als dessen Protagonist ihm in der deutschen Bildhauerei eine Schlüsselposition zufällt.
Ein wichtiger Meilenstein kann in der Schaffenszeit an der Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt von
1911 bis 1913 gesehen werden, wo Hoetger für den Großherzog von Hessen den Platanenhain gestaltete, eine mit gleichmäßigen Reihen von Bäumen bepflanzte Freifläche. Es entstand ein Zyklus von
Skulpturen, der vom Werden und Vergehen handelt. Ein weiterer Beitrag bestand in einer Gruppe von Majoliken, die die Licht- und Schattenseiten
menschlicher Eigenschaften darstellte und ihm die Goldmedaille auf der Weltausstellung in Gent einbrachte.
1913 zog Hoetger zunächst nach Fischerhude und im Jahr darauf nach Worpswede. In den folgenden Jahren entstehen insbesondere für den Bremer Kaffeemagnaten Ludwig Roselius zahlreiche Arbeiten. Von besonderer Bedeutung ist die Umgestaltung der Böttcherstraße im expressionistischen Stil.
Auch im Hannoveraner Unternehmer Hermann Bahlsen findet Hoetger einen begeisterten Anhänger, der mehrere Skulpturen in Auftrag gab und Pläne für ein nicht realisiertes städtebauliches Projekt, der TET Stadt.
Nachdem Hoetger in den Jahren vor Ausbruch des ersten Weltkriegs von der Kunstkritik als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer gefeiert wurde, kam bald der Vorwurf des Eklektizismus auf, hatte Hoetger doch unterschiedlichste Stile aufgegriffen. Diese reichten von der ägyptischen Antike über die europäische Gotik bis hin zu außereuropäischen Kulturen wie der japanischen oder afrikanischen. Auch Einflüsse religiöser Natur können ausgemacht werden, wie des Buddhismus oder der nordischen Mythologie. Gerade das Rezitieren außereuropäischer Stile hatte um 1930 dazu geführt, das bedeutende Kunstkritiker es nicht wagten, Hoetger zu würdigen. Die Einstufung seines Werkes als entartet durch die Nationalsozialisten war eine weitere Konsequenz und es rächte sich in den Folgejahren und in der Nachkriegszeit, dass er sich zuvor vom Galeriebetrieb und den Museen unabhängig gemacht hatte. Ohne Unterstützung von dieser Seite, die anderen als entartet eingestuften Zeitgenossen zuteil wurde, geriet sein Oeuvre für viele Jahre in Vergessenheit.
Bernhard Hoetger kann als streitbare Figur der Kunstgeschichte mit einer widersprüchlichen Persönlichkeit gesehen werden, die eine differenzierte Betrachtung erfordert. Sein Werk als eklektisch zu kritisieren erscheint aus heutiger Sicht als eine unangemessene Simplifizierung, die seiner Bedeutung nicht gerecht wird.